Wintersemester 2016/17

Jour fixe Bildungstheorie | Bildungspraxis

" Nirgendwo und überall zuhause. " Migration, Erfahrung, Welten vermitteln Österreich war schon eine Migrationsgesellschaft, bevor sich dieser Begriff etabliert hat – geprägt von unterschiedlichen Phasen und Prozessen der Zuwanderung, aber auch von Flucht, Vertreibung und Deportation. Diese historischen Erfahrungen haben nach dem Zweiten Weltkrieg zur Kodifizierung des Asylrechts geführt, welches heute zusehends ausgehöhlt wird. Das Fremde wird als bedrohlich empfunden und die Möglichkeit des Zusammenlebens in einer diversen und mehrsprachigen Gesellschaft grundsätzlich in Frage gestellt.

Flucht und Asyl – Diskurse, Strategien und politische Bildung

Flucht und Asyl bilden derzeit den Brennpunkt nationaler wie supranationaler Politik in Europa. Der öffentliche Diskurs darüber entfaltet sich um Begriffe wie Sicherheit, Integration oder europäische Werte und bringt bürokratisierende Wortschöpfungen wie "Grenzzaunmanagement" oder "Obergrenzen" hervor. Ein durchweg negatives Bild von geflüchteten Menschen begleitet diese durch Massenmedien verbreitete, jargonhafte Sprache: Flüchtlinge werden als Horden dargestellt, die in unser wohlverdientes zivilisiertes Leben "einfallen" und unsere von Humanität, Gendergleichheit und Demokratie getragene Ordnung zerstören könnten.

Interkulturelles Philosophieren: Theorie und Praxis

Grenzen im Denken Europas: Mittel- und osteuropäische Ansichten Mittel- und Osteuropa zeichnen sich durch eine große Sprachenvielfalt, durch ethnische Heterogenität und religiös-konfessionelle Durchmischung aus. Welchen Einfluss haben diese Faktoren – zusätzlich zur bewegten Geschichte des letzten Jahrhunderts – auf die Identitätsbildung, und was heißt es, ein/eine Mitteleuropäer_in oder Osteuropäer_in zu sein?

Frauenbiografieforschung

Neuere Tendenzen in der Exilforschung zeigen einen Paradigmenwechsel von der ausschließlichen Befassung mit dem historischen Exil während der Ära des Nationalsozialismus bzw. des Austrofaschismus hin zu einer Erweiterung des Forschungsgegenstandes auf die gegenwärtigen Flucht- und Migrationsbewegungen.

Kunst und Medientechnik

Kunst und Medientechnik von den sechziger Jahren bis in die digitale Gegenwart Die gegenwärtige künstlerische Produktion kann die Auseinandersetzung mit ihrer medientechnischen Distribution nicht mehr umgehen. Im Gegensatz zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist aber heute nicht mehr die analoge Fotografie das dominante Paradigma technischer Bildgebung, das alle anderen Bildformen in sich aufnimmt, sie verarbeitet und versendet. Zwischen Kybernetik und Computertechnologie hat sich seit den 1960er-Jahren mit der digitalen Technik ein ausgreifenderes Dispositiv entfaltet, das behauptet, alles, was der Fall ist, als Information prozessieren zu können. Die Vortragsreihe will an Hand einiger exemplarischer Perspektiven die oftmals widersprüchliche Geschichte dieses neuen Verhältnisses von Kunst und Medientechnik nachzeichnen.

Philosophinnen*geschichten

Die Philosophie als akademische Disziplin ist spätestens seit dem 19. Jahrhundert durchgängig historisiert – und dies in zweifacher Hinsicht: Einerseits dient das Archiv historischer philosophischer Schriften je nach Schulzugehörigkeit in mehr oder minder großem Ausmaß als Material und Grundlage philosophischer Arbeit. Andererseits sind es die vielfachen Erzählungen der Vergangenheit der Philosophie, in denen immer wieder festgeschrieben wird, was als Teil des philosophischen Archivs, des Kanons gilt, und ebenso, wie wer als Philosoph(in?) zu gelten hat.