Sprache und Politik des Gesichts

Datum/Zeit
​Fr 29/05/2015–​Sa 30/05/2015
Ganztägig

Ort
Institut für Ethik und Recht in der Medizin

Typ
Tagung

Das Gesicht erhält sein spezifisches Profil in den Augen der Anderen, die sich im alltäglichen, ästhetischen und politischen Kontext auf verschiedene Weise zeigen: vermittelt über die Rolle als Täter_innen, Zeug_innen und Opfer, als Agierende, Beobachtende, Erlebende, Wahrnehmende und Wahrgenommene, Darstellende und Dargestellte.

Auf dieser Tagung soll gefragt werden, was das Gesicht für politische und ethische, literarische und künstlerische Debatten bedeutet. Dies in doppelter Hinsicht: Wie werden reale, aber auch imaginierte Blicke für Entscheidungen, Wahrnehmungen und Wertungen benützt? In welcher Weise wird das Gesicht marginalisiert und ausgegrenzt? Welche Möglichkeiten und Ressourcen ergeben sich aber gerade auch durch seine Berücksichtigung? Mit Emmanuel Levinas und Franz Rosenzweig wird auch gefragt, in welcher Weise das Gesicht das ethische Potenzial der Sprache herausfordert. Levinas’, Rosenzweigs und Jacques Derridas These vom Primat des Anderen besitzt nicht zuletzt auch Rückwirkungen auf das Verständnis der Verhältnisse zwischen dem Ästhetischen, Religiösen, Kulturellen und Politischen. Anliegen der Tagung ist es, mediale Inszenierungen, literarische, alltägliche, politische Texte philosophisch zu interpretieren, kritisch zu hinterfragen bzw. verborgene und ausgegrenzte Möglichkeiten der Betrachtung sichtbar zu machen.

Levinas’ und Rosenzweigs veränderte Sichtweisen auf die Philosophie üben einen nachhaltigen Einfluss auf interdisziplinäre Debatten über Politik, Film, Literatur und bildende Kunst aus. Diese Debatten werden in der Philosophie selbst aber kaum rezipiert. Die Tagung zielt darauf ab, die Philosophie für solche Dialoge zu öffnen.

Zur Website des FWF-Projekts “Gender: G.W.F. Hegel – Franz Rosenzweig – Jacques Derrida

Programm

Freitag, 29.5.2015

  • 10.00–10.15 Uhr: Brigitta Keintzel, Claudia Schumann und Sophie Uitz: Eröffnung
  • 10.15–11.15 Uhr: Gabriella Baptist (Cagliari): Rückzug des Blicks und Unrepräsentierbarkeit des Gesichts: Jean-Luc Nancy (Abstract Baptist, PDF)
  • 11.15–12.15 Uhr: Nora Gresch, Sophie Uitz (Wien): Withdrawing Faces. On Discourses and Practices of the Veil (Abstract Gresch_Uitz, PDF)
  • 14.00–15.00 Uhr: Matthias Flatscher (Wien/Berlin): Eine “Nicht-Phänomenalität des Gesichts” bei Levinas? (Abstract Flatscher, PDF)
  • 15.00–16.00 Uhr: Doren Wohlleben (Heidelberg): Blickwechsel: Franz Rosenzweig und Nelly Sachs (Abstract Wohlleben, PDF)
  • 16.00–17.00 Uhr: Sybille Krämer (Berlin): Gesicht wahren – Gesicht zeigen. Reflexionen über  symbolische Verletzung und Zeugenschaft (Abstract Krämer, PDF)
  • 17.00–18.00 Uhr: Claudia Schumann (Wien): Staging the Face. Präsentation photographischer Arbeiten, Buchvorstellung und nachfolgendes Gespräch mit Hemma Schmutz (Wien)
  • 19.30 Uhr, Galerie Hummel, Bäckerstraße 14, 1010 Wien: Get-Together in der Ausstellung “Das Gesicht – die Augen – der Blick”

Samstag, 30.5.2015

  •  10.00–11.00 Uhr: Brigitte Marschall (Wien): An der Schwelle des Sichtbaren: Das Auge in den Denk- und Sehräumen von Kunst und Medizin (Abstract Marschall, PDF)
  • 11.00–12.00 Uhr: David Wagner (Wien): Sur/faces: Faces and Masks on Film (Abstract Wagner, PDF)
  • 14.00–15.00 Uhr: Brigitta Keintzel (Wien): The Ambiguity of the Face. Levinas’ and Rosenzweig’s Transvaluation of Philosophical Tradition (Abstract Keintzel, PDF)
  • 15.00–16.00 Uhr: Robert Bernasconi (Penn State): Moral invention and the two faces of phenomenological ethics: Sartre and Levinas (Abstract Bernasconi, PDF)
  • 16.30–17.30 Uhr: Hagi Kenaan (Tel Aviv): The Future of the Face (Abstract Hagi Kenaan, PDF, 205 KB)
  • 17.30–18.30 Uhr: Interdisziplinäres Plenum zu Sprache und Politik des Gesichts

Vortragende

Gabriella Baptist: Professorin am Institut für Philosophie der Universität Cagliari.

Robert Bernasconi: Edwin Erle Sparks Professor of Philosophy and African American Studies, Penn State University.

Nora Gresch: Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien.

Matthias Flatscher: 2006–2014 Assistent am Institut für Philosophie der Universität Wien, derzeit Habilitationsprojekt im Bereich Sozialphilosophie und Politische Philosophie.

Brigitta Keintzel: Inhaberin einer Elise-Richter-Stelle des FWF am Institut für Philosophie der Universität Wien.

Hagi Kenaan: Associate Professor am Department of Philosophy der Tel Aviv University.

Sybille Krämer: Professorin am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin.

Brigitte Marschall: ao. Professorin am Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaft der Universität Wien.

Hemma Schmutz: Lektorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien, Kunsthistorikerin, Kuratorin.

Claudia Schumann: Künstlerin, Psychiaterin.

Sophie Uitz: Doktorandin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien.

David Wagner: Universitätslektor am Institut für Philosophie der Universität Wien.

Doren Wohlleben: Heisen­berg-Stipendiatin (DFG) am Germanistischen Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Konzeption und Organisation

Brigitta Keintzel (Konzept und Organisation), Sophie Uitz (Organisation)

Die Tagung findet statt im Rahmen des vom FWF geförderten Projekts “Gender: G.W.F. Hegel – Franz Rosenzweig – Jacques Derrida“, Projektnummer V-345, Institut für Philosophie der Universität Wien, Projektleiterin: Brigitta Keintzel.
Eine Kooperation von: FWF-Projekt “Gender: G.W.F. Hegel – Franz Rosenzweig – Jacques Derrida”, Institut für Philosophie der Universität Wien, Galerie Hummel und IWK.