Geschichte

Die Gründungsidee des IWK

Die Gründung des Instituts für Wissenschaft und Kunst (IWK) 1946 erfolgte im Zeichen eines radikalen Neubeginns nach Nationalsozialismus und Krieg. Das Gründungskomitee des Instituts verstand die Einrichtung einer solchen Forschungs- und Bildungseinrichtung als einen Beitrag zum geistigen und kulturellen Wiederaufbau Österreichs nach „Jahren der Abgeschlossenheit von jeder aus dem Auslande kommenden Anregung.“[1. Wiener Institut für Wissenschaft und Kunst, Broschüre, gedruckt 1946 anlässlich der Gründung des IWK 1946, S. 2.]

In den Gründungsdokumenten der Jahre 1945/46 wird das IWK als eine Institution konzipiert, die einem kritisch-emanzipatorischen Wissenschaftsverständnis verpflichtet ist. Das Institut solle „Aufgaben der Forschung und Lehre übernehmen, die offensichtlich von anderen, sonst vielleicht berufeneren Stellen zur Zeit nicht geleistet werden oder nicht geleistet werden können“.[2. Wiener Institut für Wissenschaft und Kunst, Broschüre, gedruckt 1946 anlässlich der Gründung des IWK, 1946, S. 4.] Zudem setzte sich das IWK zum Ziel, neuere Erkenntnisse und Entwicklungen in Wissenschaft, Kunst und Kultur einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dabei gleichzeitig immer den engen Konnex zur Forschung zu bewahren. Bei allen diesen Aufgaben wurde die “Anknüpfung an die schon lange vor dem ‚Anschluss‘ verschütteten freiheitlichen Traditionen der österreichischen Wissenschaft”[4. Pressemitteilung des IWK von Anfang Jänner 1946, Archiv des IWK.] angestrebt.

Vorträge und Vortragsreihen                                                                                

Das Veranstaltungsprogramm begann am 22. Februar 1946 mit einem Vortrag von Bundespräsident Karl Renner zum Thema „Demokratie und Bürokratie“. In diesen frühen Jahren hielten u.a. folgende Wissenschaftler am IWK Vorträge: der Mathematiker Johann Radon, der Physiker Hans Thirring, die Physikerin Berta Karlik, der Philosoph Viktor Kraft, der Soziologe und Philosoph Ernst Topitsch, der Ökonom Kurt Rothschild, der Biologe und Systemtheoretiker Ludwig Bertalanffy und der Zoologe Karl Frisch über die “Sprache der Bienen”. 1948 war Konrad Lorenz mit einer Vortragsreihe über “Vergleichende Verhaltensforschung” im IWK-Programm vertreten. Auch “die verschüttete und verdrängte Tradition des […] Wiener Kreises [wurde] von Beginn an gepflegt. […] In den 50er Jahren fand die zweite Generation des Logischen Empirismus, wie Werner Leinfellner, Paul Feyerabend, Rudolf Wohlgenannt und Arthur Pap, ein außeruniversitäres Forum im IWK“.[9. Friedrich Stadler: 40 Jahre Institut für Wissenschaft und Kunst 1946-1986. 40 Jahre fortschrittliche Bildungsarbeit, in: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst, 3/1986, S. 66-77, hier S.  68.] Bereits in der Anfangsphase haben bedeutende Künstler am IWK Vorträge gehalten wie etwa der Regisseur G.W. Pabst über „Film als Kunstwerk und Ware“ oder der Komponist Hanns Eisler über die „Gesellschaftlichen Grundlagen der modernen Musik“. Die Einzelvorträge wurden durch große Vortragsreihen ergänzt, die in ein Thema systematisch einführten.

Arbeits- und Forschungsgemeinschaften

Das Schwergewicht der Aktivitäten des IWK ruhte weniger auf Vorträgen als auf den sogenannten Arbeitsgemeinschaften, von denen sich im ersten Halbjahr 1946 schon 19 gebildet hatten. In deren Rahmen kamen ca. zehn Personen alle 14 Tage für zwei Stunden zusammen. Bereits 1946 wurden neben den Arbeits- auch Forschungsgemeinschaften eingerichtet, die auf einen noch längeren Zeitraum hin ausgelegt waren und in Publikationen münden sollten.

Internationaler Austausch

Ein Ziel des Instituts war die „Herstellung des Kontaktes mit allen fortschrittlichen Kreisen der Wissenschaft des demokratischen Auslands, von dem Österreich so lange abgeschnitten war.“[5. Pressemitteilung des IWK von Anfang Jänner 1946, Archiv des IWK.] Daher wurden bereits in den ersten Jahren des IWK Anstrengungen unternommen, Vortragende aus dem Ausland zu gewinnen wie zum Beispiel den Schweizer Historiker Rudolf von Salis sowie die Nobelpreisträger Adolf Butenandt und Georg von Hevesy.

Die Zeitschrift „Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst“

Die seit 1946 erscheinenden „Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst“ waren vorerst nur Programmhefte, die die IWK-Veranstaltungen ankündigten. Ab 1956 wurden diese Programmhefte um einzelne Vorträge, Berichte etc. erweitert, und 1984 begann man zusätzlich zu den bis heute bestehenden Programmaussendungen die „Mitteilungen“ als eigene Themenhefte zu publizieren, um auf diese Weise die Institutsarbeit zu dokumentieren. Als das Wissenschaftsministerium mit Ende des Jahres 2010 seine Subvention für das Institut einstellte, konnte die Zeitschrift nicht mehr weitergeführt werden.  Die Ergebnisse der IWK-Tätigkeit werden seitdem verstärkt in Form von Büchern publiziert. Sämtliche zwischen 1984 und 2010 erschienen Zeitschriftennummern sind als PDFs online verfügbar.

Ausblick auf die weitere Geschichte des IWK  ab den 1950er Jahren                                        

Angesichts der vielfältigen Aktivitäten des IWK – Vorträge, Arbeitsgemeinschaften, Lesekreise, Podiumsdiskussionen, Symposien, sowie Forschungsprojekte und Publikationen – lässt sich die Geschichte des Instituts, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, in diesem Rahmen nur exemplarisch anhand wichtiger Arbeitsschwerpunkte darstellen.

Im Rahmen von Veranstaltungen, Forschungsprojekten und kleinen Ausstellungen widmete sich das IWK seit den frühen 80er Jahren in vielfältiger Weise der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in Österreich. Die Bemühung um historische Aufarbeitung wurde und wird ergänzt durch Veranstaltungen, die sich mit dem Fortleben des Antisemitismus nach 1945 und mit gegenwärtigen Rassismen befassen.

Mit Beginn der achtziger Jahre begann sich das IWK intensiv mit Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie feministischer Theorie zu beschäftigen. Dadurch begleitete und unterstützte das IWK die Etablierung feministischer Perspektiven an den Universitäten wie auch in der Öffentlichkeit.

1998 wurde die Projektinitiative „biografiA“ ins Leben gerufen, die die umfassende historisch-biografische Aufarbeitung der Lebens- und Wirkungsgeschichte österreichischer Frauen zum Ziel hat. Kern des Projekts ist eine lokale Datenbank mit derzeit ca. 20.000 frauenbiografischen Datensätzen. Auf dieser Basis wird IWK-Mitarbeiterin Ilse Korotin im Böhlau Verlag im Jahr 2015 ein vierbändiges „Lexikon österreichischer Frauen“ herausgeben, das 6.500 Biografien österreichischer Frauen umfassen wird.

Um aktuelle Entwicklungen im Bildungsbereich – vor allem die Erwachsenenbildung betreffend – kontinuierlich zu analysieren und zu diskutieren, wurde 2007 der „Jour fixe Bildungstheorie | Bildungspraxis“ initiiert. Dieser „Jour fixe“ stellt für den Bereich der (Erwachsenen-)Bildung eine Schnittstelle zwischen Universität, Bildungspolitik bzw. -verwaltung und Bildungspraxis dar.

Seit den frühen 90er Jahren wurden von ao. Univ.-Prof. Franz Martin Wimmer (Institut für Philosophie der Universität Wien) am IWK regelmäßig stattfindende Arbeitskreise zu Fragen der interkulturellen Philosophie organisiert. Im Zuge der langjährigen Behandlung dieses Themenbereichs hat sich Wien zu einem Zentrum interkulturellen Philosophierens entwickelt, in dem seit 1998 von der „Wiener Gesellschaft für interkulturelle Philosophie“ auch die Zeitschrift „polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren“ herausgegeben wird.

Die Kooperation des IWK mit der Universität Wien

Seit 2012 besteht eine Kooperation mit der Universität Wien, insbesondere mit der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft. Sie zielt darauf ab, den Wissenstransfer und die Interaktion zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu stärken. Dabei kann auf die schon länger zurückliegenden informellen Kooperationen mit den Instituten für Philosophie und für Bildungswissenschaft aufgebaut werden. Das IWK übernimmt dabei die Aufgabe, im Rahmen von Veranstaltungen und Publikationen ein Forum der Wissenschaftsvermittlung zu bilden, das Wissenschaftler_innen, außeruniversitäre Expert_innen und eine interessierte Öffentlichkeit gleichermaßen nutzen. Finanziert wird diese Kooperation des IWK mit der Universität Wien vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Weitere Fördergeber des IWK sind das Bundesministerium für Bildung und Frauen (BMBF) sowie die Stadt Wien (MA 7).

Weiterführende Lektüre und Materialien

Geschichte des IWK_Langfassung (PDF, 979 KB)
Friedrich Stadler, “40 Jahre Institut für Wissenschaft und Kunst 1946-1986” (PDF, 2.072 KB)
Pressemitteilung IWK, Anfang Jänner 1946 (PDF, 1.114 KB)
Pressemitteilung IWK, 10. Jänner 1946 (PDF, 1.993 KB)
Sechs Monate IWK, 1946 (PDF, 3.987 KB)
Denkschrift: Enquete zur Lage der Wissenschaft in Österreich, 1948 (PDF, 4.379 KB)