Wissenschaft und Kunst sind freigesetzt! Eine Unruhestiftung am Vorabend der Wahlen zum Europäischen Parlament

Datum/Zeit
​Do 15/05/2014
16:00–19:00

Ort
IWK

Typ
Tagung

Wissenschaft und Kunst sind verschiedene Zugänge zur und Annäherungen an die Wahrheit. Der europäische Integrationsprozess ruft uns diese Verbindung von Wissenschaft und Kunst profan in Erinnerung: Im Zuge des Bologna-Prozesses zur Vereinheitlichung des europäischen Hochschulraums schließen akademische Studien der Geistes- und Sozialwissenschaften nun mit dem Bachelor oder Master of arts ab. Denn die modernen Wissenschaften gehen aus der mittelalterlichen Fakultät hervor, an der die artes liberales, die “freien Künste”, gelehrt wurden. Tatsächlich gelingen sowohl Wissenschaft als auch Kunst dann am besten, wenn sie nicht als Gegenspielerinnen, sondern als zwei Seiten desselben Weges verstanden werden.

Denkt man jedoch heute als Europäer_in an die Verbindung von Wissenschaft und Kunst, so ist beiden vor allem die Ökonomisierung und dadurch die prekäre Lage ihrer Produzent_innen gemein, der Wissenschafter_innen und Künstler_innen. Beide müssen sich grenzenlos zu Markte tragen, um ein Engagement oder einen Projektauftrag zu erhalten, der ihnen bis Ablauf der Frist das ökonomische Überleben sichert. Man ist nicht frei, sondern permanent freigesetzt, forscht und werkt nur vordergründig als Kollektiv, viel eher als Konkurrent_in um den nächsten Auftrag. Sowohl Wissenschafter_innen als auch Künstler_innen sind im Sinne neoliberaler Mentalität “Unternehmer_innen ihrer selbst” (Michel Foucault) und schaffen sich praktischerweise den Arbeitsplatz auch gleich selbst.

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat es für die Annäherungen an die Wahrheit, wenn Wissenschaft und Kunst ökonomisiert und individualisiert sind? Welchen Rahmen setzt die (europäische) Politik und welche Forderungen wollen wir an unsere Vertreter_innen im Europäischen Parlament stellen?

Programm

  • Maria Dabringer (Wien): Freie Wissensarbeit und prekär organisierte Wissenschaft im Kontext aktueller Hochschulpolitik(en)
  • Sabine Kock (Wien): Prekäre Ehre in unsicheren Zeiten. Arbeitsverhältnisse von (freien) Künstler_innen in Österreich
  • Monika Mokre (Wien): Zur Ökonomisierung von Kunst und Wissenschaft im europäischen Kontext

Vortragende

Maria Dabringer: Vorstandsmitglied IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen.

Sabine Kock: Geschäftsführerin der IG Freie Theaterarbeit.

Monika Mokre: Politologin, Mitarbeiterin des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Konzeption und Organisation

Tamara Ehs (Wien): wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zukunftsfonds-Projekt “Die Politik des Verfassungsgerichtshofes” sowie Lehrbeauftragte an der Universität Salzburg.