Nikolaj Plotnikov: Philosophie im postsowjetischen Russland zwischen Identitätsfindung und wissenschaftlichem Diskurs. Versuch einer Kartographie

Datum/Zeit
​Do 24/11/2016
19:00–21:00

Ort
IWK

Typ
Vortrag

Der Vortrag gibt einen Überblick über die Entwicklung der philosophischen Diskurse in Russland im 21. Jahrhundert. Trotz institutioneller und konzeptioneller Pluralität lassen sich sowohl in der akademischen Forschung als auch in der Public Philosophy dominante Denkstrategien nachweisen, die in die alten Gegensätze von Nationalismus und europäisch orientiertem Denken zurückfallen. Als Reaktion auf die Globalisierung der Wissenschaft entwickelt die Philosophie in Russland einen Kulturpartikularismus, der zum Leitfaden in der Bestimmung der Funktion und der Aufgaben der Philosophie wird. Die Instrumentalisierung der Philosophie für die Legitimierung der geopolitischen Vision einer »russischen Welt« im Kontext des russisch-ukrainischen Konflikts wirft neue Fragen für eine kritische Selbstreflexion auf. Vor allem ist es erforderlich zu analysieren, warum die Philosophie in der postsowjetischen Zeit es nicht vermocht hat, einen Widerstand gegen ihre ideologische Vereinnahmung zu entwickeln.

Nikolaj Plotnikov: Privatdozent und Projektkoordinator der Forschungsstelle “Russische Philosophie und Ideengeschichte” sowie Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Ruhr-Universität Bochum.