Mitscherlichs Studie “Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft” erschien 1963 und wurde schnell zu einem der meistdiskutierten (und bestverkauften) populärwissenschaftlichen Bücher der Nachkriegszeit. Auch heute noch ist der Begriff geläufig – das Buch selber ist dagegen weitgehend unbekannt. Das ist schade, denn die spezifische Mischung von Gesellschaftsanalyse und Gesellschaftskritik ist nach wie vor lesenswert und instruktiv. Selbst wo sie historisch überholt ist, ist sie lehrreich, weil sie auf hohem Niveau die Ansprüche und Risiken psychoanalytischer Gesellschaftsdiagnosen verdeutlicht.
Johann August Schülein: Professor für Soziologie an der Wirtschaftsuniversität Wien, Mitherausgeber der Reihe “Psyche und Gesellschaft” im Psychosozial-Verlag.