Graham Parkes: Wie kann die Ökokrise bewältigt werden: Ein interkulturell-philosophischer Ansatz

Datum/Zeit
​Di. 27/05/2025
18:30–20:30

Ort
Neues Institutsgebäude (NIG)

Typ
Vortrag

Vortragsreihe Kernthemen in interkultureller Philosophie

Neues Institutsgebäude, Hörsaal 3B (Universitätsstraße 7, 1010 Wien)

  • Vortrag auf Deutsch und Englisch
  • Bitte um Anmeldung bei: media@wigip.org
  • Der besprochene Text wird nach erfolgter Anmeldung zur Verfügung gestellt

Graham Parkes (Universität Wien, Österreich): Wie kann die Ökokrise bewältigt werden: Ein interkulturell-philosophischer Ansatz

Menschliche Aktivitäten – insbesondere der Konsumismus – zerstören nicht nur das Klima, sondern auch die Biosphäre. Selbst wenn wir die Klimakrise morgen auf magische Weise lösen könnten, würde der kapitalistische Imperativ des ständigen Wirtschaftswachstums – das die fortlaufende Auslaugung der Böden, die Verschmutzung von Erde und Luft, die Abholzung der Wälder, die Überfischung der Meere, die Zerstörung von Lebensräumen sowie das Artensterben und den Verlust der Biodiversität mit sich bringt – weiterhin große Teile des Planeten unbewohnbar machen. Und solange wir den status quo beibehalten, wird die zunehmende Last auf die Erde schließlich das Ende der menschlichen Zivilisation, wie wir sie kennen, herbeiführen. Doch wenn wir in den wohlhabenderen Nationen unser Verhalten radikal und schnell ändern, um das Schlimmste zu verhindern, könnten wir möglicherweise auch erfüllender Lebensweisen entdecken.

Aus philosophischer Perspektive liegt die Wurzel unserer aktuellen Krise in einem weit verbreiteten Missverständnis darüber, wer wir als Menschen auf diesem Planeten sind – nämlich als grundsätzlich freie und unabhängige Individuen, die anderen Lebewesen überlegen sind und zu ihrer Beherrschung berechtigt. Da dieses Verständnis relativ neu und ziemlich provinziell ist (es stammt aus dem modernen Nordeuropa), können interkulturell-philosophische Ansätze alternative und erhellende Perspektiven auf unser Selbstverständnis bieten – beispielsweise als radikal voneinander abhängige Teilnehmer naturellen Prozessen. Tatsächlich wurde diese Form des Selbstverständnisses von den meisten menschlichen Kulturen seit ihren Anfängen geteilt – zumindest bis die Moderne die Welt zu eroberte.*

Der erste Schritt zur Abwendung des Schlimmsten besteht vermutlich darin, Menschen aufzuklären, die sich der Ernsthaftigkeit unserer ökologischen Krise nicht bewusst sind – eine herausfordernde Aufgabe, da der größte Verursacher des Problems (die USA) ein gewaltiges Desinformationssystem aufbaut, um dies gezielt zu verschleiern. Und da ein Wandel unseres Selbstverständnisses – weg vom Bild unabhängiger Individuen hin zu einer Wahrnehmung als miteinander verbundene Teilnehmer – nicht über Nacht geschehen wird, wird sich der zweite (Diskussion) Teil des Workshops mit der Frage befassen: Wie kann die interkulturelle Philosophie dazu beitragen, die Art von globaler sozialer Bewegung zu mobilisieren, die notwendig ist, um die persönlichen und politischen Veränderungen herbeizuführen, die nötig sind, um das Leid zu minimieren und sich an wohltuender Wege der Lebensführung zu erfreuen?

*Eine umfassende Diskussion dazu findet sich in den Kapiteln 7 und 8 meines Buches How to Think about the Climate Crisis (PDF verfügbar auf grahamparkes.net) oder im Essay „Can Humanity Survive the Anthropocene?“ (unter „Essays“ auf grahamparkes.net).

 

Es wird der Text „Can Humanity Survive the Anthropocene“ von Graham Parkes behandelt.