Die Anfänge der Frauenemanzipation und Frauenbildung in den südslawischen Ländern der ehemaligen Habsburgermonarchie müssen im Zusammenhang mit der politisch-kulturellen Bewegung des Illyrismus betrachtet werden. Während politische Spannungen und Konflikte eine Konstante der Beziehungen zu Budapest im 19. Jahrhundert waren, entwickelten sich Prag, Wien und Graz zu wichtigen Wirkungsstätten der intellektuellen Elite. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann Prag durch seine entschlossene Frauenbewegung und ihre Ausstrahlung in den Südosten der Monarchie immer mehr an Bedeutung.
Die Tagung zielt darauf ab, die Wege weiblicher Emanzipation als Wechselwirkung und Kulturtransfer innerhalb der Länder der Monarchie zu beleuchten. Das Entstehen des feministischen Bewusstseins erfolgte in einem von unterschiedlichen Kulturen und Sprachen gekennzeichneten Raum, was von den Autorinnen keinesfalls als hinderlich wahrgenommen wurde. Vielmehr unterstützten Frauenrechtlerinnen und Autorinnen einander, korrespondierten und verfassten Artikel zur Verteidigung ihrer Freundinnen und Kommilitoninnen. Die Tagung widmet besondere Aufmerksamkeit den Biographien, Wirkungsstätten und Wegen jener Frauen, die über sprachliche und nationale Grenzen hinweg Pionierarbeit im Kampf für die Gleichberechtigung der Frau auf politischer, kultureller und gesellschaftlicher Ebene geleistet haben.
Folder Tagungsprogramm (PDF, 430 KB)
Ablauf und Programm
Freitag, 13.6.2014
- 9.00–9.30 Uhr: Ilse Korotin, Vesela Tutavac (Wien): Eröffnung
- 9.30–10.00 Uhr: Ingrid Kapsamer (Wien): Tilla Durieux (1880, Wien–1971, Berlin) – Mythos und Ikone des deutschsprachigen Theaters
- 10.00–10.30 Uhr: Vlado Obad (Osijek): Ilka Maria Ungar – ein Kampf um die dichterische Selbstverwirklichung
- 11.00–11.30 Uhr: Stanislava Barač (Beograd): The Depiction of Women’s Education and Emancipation at the Periphery of the Austro-Hungarian Empire: A Novel of a Young Girl by Draga Gavrilović (1889)
- 11.30–12.00 Uhr: Eva Hüttl-Hubert (Wien): Jelica Belović-Bernadzikowska und Laura Papo Bohoreta
- 14.00–14.30 Uhr: Neda Donat (Kotor), Ana Djordjevic (Graz): Frauenbildung und Emanzipation in der Bucht von Kotor/Montenegro. Die Handelsschule für Mädchen in Kotor
- 14.30–15.00 Uhr: Vesela Tutavac (Wien): “Immer reißt der Sturm Brücken fort. Immer werden sie wieder geschlagen.” Camila Lucerna – ein Leben zwischen dem deutschsprachigen und dem slawischen Kulturraum
- 15.30–16.00 Uhr: Zofia Krzysztoforska-Weisswasser (Wien): Bildungs- und Emanzipationsbewegungen der polnischen Frau in Galizien
- 16.00–16.30 Uhr: Elisabeth Malleier (Wien): Lydia von Wolfring – eine polnisch-russische Feministin und Kinderschutzaktivistin in Wien
Samstag, 14.6.2014
- 9.00–9.30 Uhr: Ilse Korotin, Vesela Tutavac (Wien): Begrüßung und Zwischenbilanz
- 9.30–10.00 Uhr: Dagmar Wernitznig (Oxford): Illyrismus, Internationalismus, Interaktion, Interferenz: Rosika Schwimmer (1877–1948) und der südslawische Raum (ca. 1900 bis 1914)
- 10.00–10.30 Uhr: Alenka Jensterle-Doležal (Praha): Der Einfluss der tschechischen Schriftstellerinnen auf die frühe Schaffensperiode der slowenischen Autorin Zofka Kveder
- 11.00–11.30 Uhr: Matjaž Birk (Maribor): Narration zur Repräsentation kulturellen Gedächtnisses in Zofka Kveders Beiträgen aus der Zagreber Frauenzeitung (1914)
- 11.30–12.00 Uhr: Zsuzsanna Varga (Glasgow): Emilia Kánya and the Családi kör: A Woman in the Service of Informal Education
- 14.00–14.30 Uhr: Tina Bahovec (Klagenfurt): Südslawische Frauenwelten: die Zeitschrift “Ženski svijet/Jugoslovenska žena” 1917–1920
- 14.30–15.00 Uhr: Brigitte Fuchs (Wien): “Ärztinnen für Frauen”. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajevo
- 15.30–16.00 Uhr: Jozo Dzambo (München): Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität
- 16.00–16.30: Milena Mileva Blazic (Ljubljana): Women in the Habsburg Monarchy – Barbara of Cille, Elizabeth of Luxembourg and Helene Kottaner
Vortragende
Tina Bahovec: Assistenzprofessorin an der Abteilung für Geschichte Ost- und Südosteuropas des Instituts für Geschichte der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.
Stanislava Barač: dissertiert am Institut für Literatur und Kunst der Universität Beograd.
Matjaž Birk: ao. Prof. für deutsche Literatur an der Universität Maribor, wissenschaftlicher Betreuer der Österreich-Bibliothek Maribor.
Milena Mileva Blazic: Professorin an der Fakultät für Bildungswissenschaft der Universität Ljubljana.
Ana Djordjević: Kultur- und Sozialanthropologin, Redaktionsmitglied von “Nationalities Papers”.
Neda Donat: Lektorin für Deutsch an der Universität Montenegro und an der Hochschule für Tourismus und Hotelmanagement in Kotor.
Jozo Džambo: Historiker, Essayist, Übersetzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Geschäftsführer des Adalbert Stifter Vereins in München.
Brigitte Fuchs: Lehrbeauftragte an den Universitäten Wien, Graz und Salzburg, Redaktionsmitglied von “Austrian Studies in Social Anthropology”.
Eva Hüttl-Hubert: Slawistin, Kunsthistorikerin, arbeitet an der Österreichischen Nationalbibliothek, Arbeitsgruppe Slavica. Redakteurin von “Biblos”.
Alenka Jensterle-Doležal: Dozentin für slawische Literatur an verschiedenen Universitäten, Gastprofessuren in Wien.
Ingrid Kapsamer: freie Wissenschaftsautorin und (DaF-) Dozentin, Mitarbeiterin in einem Forschungsprojekt zum Exil- und Gegenwartstheater in Kooperation mit der Kunstuniversität Graz.
Ilse Korotin: Leiterin der Dokumentationsstelle Frauenforschung und des Forschungs- und Dokumentationsprojekts biografiA am IWK sowie der FrauenAG der Österreichischen Exilgesellschaft.
Zofia Krzysztoforska-Weisswasser: langjährige Universitätslektorin am Zentrum für Translationswissenschaft und am Institut für Slawistik der Universität Wien.
Elisabeth Malleier: Historikerin, zuletzt Durchführung eines FWF-Forschungsprojekts zu Kinderschutzvereinen im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Vlado Obad: Professor an der Universität Osijek, Betreuer der Österreich-Bibliothek in Osijek.
Vesela Tutavac: lehrte Sprachen und Literaturwissenschaft an den Universitäten Wien, Innsbruck und Graz
Zsuzsanna Varga: lehrt Hungarian Studies an der University of Glasgow.
Dagmar Wernitznig: schreibt derzeit eine biografische Studie über Rosika Schwimmer an der University of Oxford.
Konzeption und Organisation
Ilse Korotin, Vesela Tutavac