Die Machtanalyse nach Foucault: 40 Jahre “Überwachen und Strafen”

Datum/Zeit
​Do 18/06/2015–​Sa 20/06/2015
14:30–15:45

Ort
Depot

Typ
Tagung

Mit “Überwachen und Strafen” hat der französische Philosoph und Wissenshistoriker Michel Foucault 1975 ein Buch veröffentlicht, das die gängigen Vokabulare des Machtdenkens – und damit der politischen Theorie und des Befreiungsdiskurses – durcheinandergewirbelt und neu konfiguriert hat. Nicht die negativen Bestimmungen von Gesetz, Repression und Verbot, sondern die produktiven Aspekte einer in bestimmte Bahnen gezwungenen Disziplinierung definieren die über die gesamten sozialen Beziehungen und Institutionen verteilte Eigentümlichkeit der Machtverhältnisse. Die Machtform der Disziplin ist »eine der großen Erfindungen der bürgerlichen Gesellschaft«, so Foucault, nämlich ein Mechanismus, aus den Körpern Zeit und Arbeit herauszuholen. Ihre Produktivität steht im Zeichen der Normalisierung und Steigerung der Lebenskräfte und sie fungiert in Abhängigkeit von einer “bestimmten Ökonomie der Diskurse der Wahrheit”.

Das Symposium geht der Frage nach, wie die aktuellen Machtverhältnisse beschaffen sind, die “uns” (wen genau?) in ihrem Bann halten. Welche Aktualität besitzen die Analysen der Disziplinierung noch heute, mit denen Foucault vor 40 Jahren Aufsehen erregte und eine breite Wirksamkeit entfalten konnte? Wie lässt sich das Verhältnis von Bio- und Disziplinarmacht in der Gegenwart bestimmen? Welche neuen Machtformen sind entstanden – und mit welchen begrifflichen Mitteln können sie erschlossen werden?

Programm

Folder Tagung (PDF)

Donnerstag, 18.6.2015

  • 14.30–15.00 Uhr: Marc Rölli/Roberto Nigro (Zürich): Begrüßung
  • 15.00–16.00 Uhr: Ulrich Bröckling (Freiburg/Br.):  “Gesteigerte Tauglichkeit, vertiefte Unterwerfung” – Transformationen des Regierbarmachens
  • 16.00–17.00 Uhr: Ruth Sonderegger (Wien): Zur Militanz von Foucaults Kyniker_innen
  • 17.30–18.30 Uhr: Anne Sauvagnargues (Paris): Sichtbarkeit und Diskurse: ökopolitische Kritik und Technoästhetik
  • 18.45–19.45 Uhr: Walter Seitter (Wien): Menschenformen

Freitag, 19.6.2015

  • 9.30–10.30 Uhr: Andreas Gelhard (Wien): Prüfen und Üben
  • 10.45–11.45 Uhr: Maria Muhle (München):  “il y a ›de la‹ plèbe”. Das Infame zwischen Disziplinen und Biopolitik
  • 12.00–13.00 Uhr: Gundula Ludwig (Wien): Körper, Sexe und Macht
  • 14.30–15.30 Uhr: Friedrich Balke (Bochum): Bilder und Szenen
  • 15.45–16.45 Uhr: Rupert Gaderer (Bochum): Schriftmacht und Streitsucht
  • 17.15–18.15 Uhr: Martin Saar (Leipzig): Macht, Immanenz, Kritik
  • 18.30–19.30 Uhr: Joseph Vogl (Berlin): Zum Begriff einer seignioralen Macht

Samstag, 20.6.2015

  • 9.30–10.15 Uhr: Roberto Nigro (Zürich): Wahrheitsregime
  • 10.30–12.00 Uhr: Marc Rölli (Zürich)/Gerhard Unterthurner (Wien): Exklusion, Normalisierung, Anthropologie
  • 13.30–14.30 Uhr: Isabell Lorey (Berlin): Foucault, Aktualität, Historie. Aspekte präsentischer Demokratie
  • 14.45–15.45 Uhr: Andreas Reckwitz (Frankfurt/Oder): Sichtbarkeitsordnungen: Disziplin, Wettbewerb, Politik

Vortragende

Friedrich Balke: Professor am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum.

Ulrich Bröckling: Professor am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Rupert Gaderer: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum.

Andreas Gelhard: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Wien.

Isabell Lorey: Politikwissenschaftlerin, Gastprofessuren an den Universitäten Wien, Berlin, Basel.

Gundula Ludwig: Universitätsassistentin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien.

Maria Muhle: Professorin für Philosophie an der Akademie der bildenden Künste München.

Roberto Nigro: Philosoph, Programmdirektor am Collège International de Philosophie, Paris, und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theorie der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).

Andreas Reckwitz: Professor an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).

Marc Rölli: Professor und Leiter des Forschungsschwerpunkts »Theorie & Methoden. Philosophische Perspektiven des Designs« an der Zürcher Hochschule der Künste.

Martin Saar: Professor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig.

Anne Sauvagnargues: Professorin am Départment de philosophie der Université Paris Ouest Nanterre La Défense.

Ruth Sonderegger: Professorin für Philosophie und ästhetische Theorie an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Walter Seitter: Philosoph in Wien, Mitbegründer und stv. Vorsitzender der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule.

Joseph Vogl: Professor für Neuere deutsche Literatur, Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Konzeption und Organisation

Roberto Nigro, Marc Rölli