Der Weg zur beruflichen Gleichstellung: Am Beispiel von Bibliothekarinnen, Teil 2

Datum/Zeit
​Fr 12/04/2013
09:00–17:00

Ort
IWK

Typ
Tagung

Bibliotheksgeschichte stellte sich lange Zeit als eine Geschichte von Männern – meist Leitern großer Bibliotheken – dar. Dem Anteil der Frauen an der Entwicklung des Bibliothekswesens wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Die Namen der Bibliothekarinnen – wie auch ihre Arbeit – gerieten in Vergessenheit. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde damit begonnen, Frauen in Bibliotheken für wenig qualifizierte Tätigkeiten aufzunehmen. In den 1920er-Jahren wurde schließlich der gehobene Fachdienst (MaturantInnen) eingerichtet, und zu diesem Zeitpunkt finden sich auch die ersten Frauen auf akademischen Posten.
Im Workshop wird der lange und hindernisreiche Weg zur beruflichen Gleichstellung von Frauen in Österreich
am Beispiel der Berufsgruppe “Bibliothekarinnen” thematisiert. Die Berufsgruppe der Bibliothekarinnen
ist dafür besonders geeignet, weil dieser Tätigkeitsbereich ein breitgefächertes Spektrum umfasst:
Dieses reicht von öffentlichen Bibliotheken mit kommunaler und kirchlicher Trägerschaft, denen des ÖGB
und der Arbeiterkammern über Schulbibliotheken bis zu den wissenschaftlichen Bibliotheken. Dementsprechend vielfältig sind die beruflichen Anforderungen und die ausbildungsmäßigen Voraussetzungen. Daraus ergeben sich wiederum zahlreiche Themenkreise, die für die gesellschaftliche, rechtliche und ökonomische Gleichstellung von großer Relevanz sind, wie zum Beispiel die Probleme des Hochschulzugangs, der Zulassung zu akademischen und zu Leitungsposten sowie zu wissenschaftlicher Tätigkeit, die Verdrängung in ehrenamtliche Positionen oder auch die Vertreibung aus politischen Gründen.
Im Rahmen der Veranstaltung diskutieren ForscherInnen und BibliotheksexpertInnen über historische
Entwicklungen und geben Einblick in bibliotheksrelevante Fragestellungen.

Programm und Ablauf

Freitag, 12.4.2013

  • 9.00–9.30 Uhr: Begrüßung und Einleitung
  • 9.30–10.00 Uhr: Ingrid Roitner (Wien): Die Etablierung des Amtes der Bibliothekarin am Beispiel des Klosters Nonnberg in Salzburg. Das Wirken zweier (resignierender) Äbtissinnen: Maria Magdalena von Schneeweiß (1620–1625) und Eva Maria Fleisch von Lerchenberg (1625–1638)
  • 10.00–10.30 Uhr: Susanne Blumesberger (Wien): Bookmobile Lady, Networkerin am Information Desk oder Mitarbeiterin der UN-Library. Bibliothekarinnen im Exil – ein Beitrag zu einem vielfältigen Berufsfeld
  • 11.00–11.30 Uhr: Veronika Pfolz (Wien): “Direktor” des Archivs, der Bibliothek und des Museums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Dr. Hedwig Kraus (1895–1985)
  • 11.30–12.00 Uhr: Barbara Kintaert (Wien): Zwei antifaschistische Frauen: Dr. Wanda Lanzer (Bibliothekarin in der AK Wien) – Dr. Selma Steinmetz (Bibliothekarin des DÖW)
  • 13.30–14.00 Uhr: Kathrin Pokorny-Nagel (Wien): Bibliothekarinnen in Museumsbibliotheken
  • 14.00–14.30 Uhr: Nastasja Stupnicki (Wien): Bibliothekarinnen an der Graphischen (Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt Wien)
  • 15.00–15.30 Uhr: Gisela Kolar (Wien): “Gefertigte bittet ergebenst um Anstellung”: Bibliothekarinnen und Mitarbeiterinnen bei den Arbeiterbüchereien der Stadt Wien (1936–1938) / “Ein Schritt zur Professionalisierung?” Zur Situation der Bibliothekarinnen bei den Wiener Städtischen Büchereien nach dem “Anschluss”
  • 15.30–16.00 Uhr: Sigrid Reinitzer (Graz): Klischee und Wirklichkeit: Bibliothekarinnen bei der EDV-Anwendung
  • 16.00–17.00 Uhr: Buchpräsentation: Frauke Mahrt-Thomsen (Berlin) stellt vor: “Bona Peiser – Die erste deutsche Bibliothekarin: Wegbereiterin der Bücher- und Lesehallen-Bewegung und der Frauenarbeit in Bibliotheken” (Berlin: BibSpider 2013)

Vortragende

Susanne Blumesberger: Mitarbeiterin des Projekts “biografiA. datenbank und lexikon österreichischer
frauen”, Customermanagement für Phaidra.

Barbara Kintaert: Dokumentarin an der AK-Wien. frida-Mitglied.

Gisela Kolar: Erwachsenenbildnerin, AHS-Lehrerin in Wien.

Ilse Korotin: Leiterin der Dokumentationsstelle Frauenforschung sowie von “biografiA. datenbank und lexikon österreichischer frauen”.

Frauke Mahrt-Thomsen: Bibliothekarin und Autorin, Mitglied von Akribie (Arbeitskreis Kritischer BibliothekarInnen), Mitglied im Netzwerk der deutschsprachigen Frauenarchive und -bibliotheken.

Veronika Pfolz: Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich.

Kathrin Pokorny-Nagel: Leiterin der MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv.

Sigrid Reinitzer: ehemalige Bibliotheksdirektorin und Bibliothekarin an der Karl-Franzens-Universität Graz,
Ex-Präsidentin der VÖB.

Ingrid Roitner: Mitarbeiterin von »biografiA. datenbank und lexikon österreichischer frauen«, Assistenzprofessorin i.R. am Institut für Anglistik der Universität Wien.

Edith Stumpf-Fischer: ehemalige Leiterin der Abteilung für wissenschaftliches Bibliotheks-, Dokumentations- und Informationswesen des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung.

Nastasja Stupnicki: Mitarbeiterin des Projekts »biografiA. datenbank und lexikon österreichischer frauen«

Konzeption und Organisation

Ilse Korotin, Edith Stumpf-Fischer

Projektbegleitende Veranstaltung in Kooperation mit “frida. Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischerInformations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich” und “biografiA. datenbank
und lexikon österreichischer frauen”. Gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank.